R-PAS-Wärmenetz: Wenn die Industrie Straßburg dekarbonisiert
Durch die Rückgewinnung von Prozessabwärme an einem Industriestandort kann dieser ein zweites Leben geschenkt werden, in dessen Verlauf sie fossile Energieträger ersetzen kann, um andere Industrieprozesse zu versorgen oder sogar über Wärmenetze mehrere tausend Wohnungen zu beheizen. Mit anderen Worten: Die Nutzung von Wärme, die zuvor an die Atmosphäre abgegeben wurde, bedeutet, einen Verlust in einen wirtschaftlichen Gewinn umzuwandeln – und vor allem in einen Umweltgewinn!
Nach Angaben der Agentur für den Energiewandel (ADEME) stellt die Rückgewinnung von sogenannter „fataler“ Wärme ein großes Potenzial an kohlenstofffreier Energie für die Regionen dar. Die in Frankreich verfügbare Ressource wird heute auf 109 Terrawattstunden/Jahr geschätzt, was fast einem Drittel des für 2030 prognostizierten Bedarfs an kohlenstofffreier Wärme entspricht, so eine aktuelle Studie, die vom Syndicat des énergies renouvelables (SER) und den Fachverbänden AFPG, CIBE, FEDENE, UNICLIMA mit der `ADEME` durchgeführt wurde.
Industrielle Abwärme, eine Energiechance für Straßburg
Der Port Autonome de Strasbourg teilt diese Analyse und hat beschlossen, die Nutzung von Abwärme in seinen Ansatz zur industriellen Ökologie (CLES) zu integrieren. Der CLES-Ansatz wurde 2013 vom GUP (Groupement des Usagers des Ports de Strasbourg) initiiert, wird von Initiatives Durables geleitet und von der Eurometropole Straßburg, den Ports de Strasbourg, der ADEME und der Region Grand Est im Rahmen des Climaxion-Programms unterstützt. Der Energieversorger R-CUA, der auf kohlenstoffarme Wärmenetze spezialisiert ist, hat sich 2015 an die Ports de Strasbourg gewandt, um eine eingehende Studie über das Wärmepotenzial der im Hafengebiet ansässigen Industrieunternehmen durchzuführen: diese Feldstudie ermöglichte es, die aufwertbare Ressource auf über 400 GWh/Jahr zu schätzen, die langfristig den Wärmebedarf von bis zu 80.000 Wohnungen decken könnte.
Seitdem war es der Wille der Straßburger Häfen, Synergien zu schaffen, um diesen Wärmeüberschuss zwischen Industrieunternehmen zu verwerten, indem sie ihn über neue oder bestehende Fernwärmenetze in nahegelegene Stadtteile exportieren – und so zur Dekarbonisierung der Region beitragen. Aus diesem Bestreben entstand R-PAS, das kohlenstoffarme Wärmenetz von Straßburg, dessen Bauarbeiten 2020 begannen. in den ersten Jahren des Projekts wurden 11 km Wärmenetz verlegt, um zunächst den Standort des Papierherstellers Blue Paper und 2023 den Standort von Trédi (Groupe Séché Environnement), einem Spezialisten für die thermische Behandlung von Sonderabfällen, anzuschließen. Im Jahr 2024 werden diese beiden Standorte bis zu 150 GWh kohlenstofffreie Wärme in das Netz einspeisen – das entspricht dem Verbrauch von 30.000 Wohnungen.
Eine Investition von 40 Millionen Euro
Die Gesamtsumme der im Rahmen des R-PAS-Projekts durchgeführten und geplanten Investitionen beläuft sich auf 40 Millionen Euro. Das R-PAS-Netz wird vom Wärmefonds der Ademe mit 6 Millionen Euro unterstützt und stellt ein wichtiges Glied im Energieleitplan der Stadt und der Eurometropole Straßburg dar, um das Ziel von 100% kohlenstofffreier Energie bis 2050 zu erreichen. Ab Ende 2024 soll eine neue große Quelle für Abwärme angeschlossen werden: die Kläranlage Straßburg-La Wantzenau, die zusätzlich 20 GWh Wärme aus der thermischen Behandlung von Klärschlamm liefern wird. Wenn das R-PAS-Projekt seine optimale Kapazität erreicht hat, wird es bis zu 90.000 Tonnen/Jahr an CO2-Emissionen aus Industrie- und Dienstleistungsbetrieben sowie aus der Wohnraumbeheizung einsparen.
Fehlende Wärme – ein wirksamer Mechanismus zur Bekämpfung der Krise
Das Beispiel der Rhena-Klinik, die als erster Dienstleistungsstandort ab Juni 2021 an das R-PAS-Wärmenetz angeschlossen wird, veranschaulicht den wirtschaftlichen Nutzen, den die Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Wärme mit sich bringt: Der Krankenhauskomplex musste in den folgenden Jahren nicht den Anstieg der Gaspreise hinnehmen. In ähnlicher Weise können alle Industrie- und Dienstleistungsstandorte sowie Miteigentümergemeinschaften und Sozialvermieter, die in den nächsten Jahren von dieser Versorgung mit Abwärme profitieren werden, nicht nur mit einer verantwortungsvolleren Energie rechnen, sondern auch mit einer Energierechnung, die weniger der Volatilität der Energiemarktpreise ausgesetzt ist.
Zwei Diskussionsrunden zur Rolle der Abwärme in der Stadt von morgen
Auf dem Gelände von Blue Paper versammelten sich die Akteure und Interessengruppen des R-PAS-Projekts anlässlich dieses Treffens, das den Charakter einer ersten Zwischenbilanz und eines Ausblicks auf die Zukunft hatte, und konnten über die Herausforderungen und Perspektiven der Abwärme auf lokaler Ebene sprechen. Die beiden Rundtischgespräche beleuchteten die Möglichkeiten, die diese tugendhafte Energie birgt, einerseits durch die Integration von Industrieanlagen in die Energiebilanz der Städte und andererseits durch die Perspektiven, die sie den Industrieanlagen bietet, um aktiv zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beizutragen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Widerstandsfähigkeit im Energiebereich nachhaltig zu stärken.
Die rund 100 anwesenden Gäste konnten so an einem einstündigen Austausch und Erfahrungsaustausch teilnehmen, der von Guillaume Kaufmann, Direktor von Initiatives Durables, moderiert wurde. Die erste Diskussionsrunde mit dem Titel „Die Industrie, ein nachhaltiger Trumpf der Stadt“ wurde von Jeanne Barseghian, Bürgermeisterin von Straßburg, Pia Imbs, Präsidentin der Eurométropole Straßburg, Anne-Marie Jean, Präsidentin des Autonomen Hafens Straßburg, und Antoine Dubois, Präsident von R-GDS, getragen. Das zweite Thema beleuchtete abschließend die technischen und industriellen Herausforderungen der Wärmerückgewinnung. Es sprachen Magali Debatte, Regionaldirektorin Grand-Est der Banque des Territoires, Christophe Reif, stellvertretender Regionaldirektor der ADEME, Hervé Lamorlette, Direktor von R-CUA, François Bru, Direktor von Blue Paper, und Gilles Assens, Standortleiter von Trédi Strasbourg.
Der Vormittag endete mit einem kreativen Höhepunkt, der Enthüllung eines Wandbildes von Pisco Logik, dessen Handschrift den Street-Art-Liebhabern in Straßburg und darüber hinaus seit langem vertraut ist…
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